Der Mythos von Theseus

 

Schau dir mal die Mythen von Theseus in Griechenland an – sie verkörpern den spirituellen Weg. Zuerst besiegt er Prokrustes mit seinem Bett – das ist eine falsche Identität. 

Zweitens besiegt er den Minotaurus, der die tierische Natur verkörpert, und entkommt dem Labyrinth des Unterbewusstseins mit Hilfe des Fadens der Ariadne – das ist eine spirituelle Praktik des Erinnerns, die das Bewusstsein weckt. Er besiegt das Unbewusste.

Auch Daedalus entkommt dem Labyrinth und erhebt sich über ihm auf Flügeln – erhabene Emotionen.

Ikarus hingegen war stark von erhabenen Emotionen besessen, verlor das Gefühl für Maß und Vernunft und kam ums Leben.

Dann lässt er Ariadne zurück – das ist ein Sieg über Identifikation und Anhaftungen.

Er etabliert die Demokratie in der Stadt, was bedeutet, dass er Ordnung in sich selbst schafft, zum Herrn über sich selbst wird und sich in die Höhle zurückzieht – ein Symbol für die Geburt des Höheren Selbsts, den Übergang ins Nirvana.

Ägeus verkörpert die Vergangenheit, die überwunden werden muss, und er stürzt sich von der Klippe ins Meer – die Vergangenheit stirbt, um einer höheren Geburt Platz zu machen.

König Minos opfert keinen Stier an Poseidon, der die tierische Natur symbolisiert, und erleidet dadurch Schaden.

Das Tier in uns – der Minotaurus – verlangt ständig nach Opfern, verschlingt Menschen und repräsentiert die höhere Natur durch negative Emotionen.

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Die Person im Labyrinth des Minotaurus vergisst den Weg zurück, und der Faden der Ariadne ist eine spirituelle Praktik zur Entwicklung des Selbstgedächtnisses. Wir erinnern uns nicht an uns selbst, und deshalb können wir dem Labyrinth des Unbewussten, dieses Lebens, nicht entkommen.

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Der Labyrinth existiert vor allem im Verstand und in den Emotionen eines Menschen. Aber er erkennt nicht, dass er sich im Labyrinth befindet, sieht nicht, dass er sich in den Widersprüchen von Ideen und Gefühlen, in den verschiedenen „Ichs“, die ihn in verschiedene Richtungen ziehen, in Lügen und im Spiel einer kranken Vorstellung verheddert hat.

Solange er seine Verwirrung nicht erkennt und nicht anfängt, nach einem Ausweg zu suchen, wird er niemals aus dem Labyrinth entkommen und dazu verdammt sein, ewig darin umherzuirren und dem Minotaurus geopfert zu werden.

Wenn er jedoch versteht, dass er im Labyrinth seiner inneren Welt gefangen ist, wäre es ein Fehler, nach einem Ausgang außerhalb des Labyrinths zu suchen, das heißt in neuen Ideen und Eindrücken. Der Ausgang des Labyrinths befindet sich in seiner Mitte. Dort, wo der Mensch in der Abgeschiedenheit und Stille verweilen kann, sich von dem identifiziert, was er für sich selbst hielt und was in Wirklichkeit das Labyrinth der falschen Identität war.

Wenn er als Bewusstsein über allem erhebt, was er als seine Erinnerung an die Vergangenheit und persönliche Geschichte betrachtet hat, findet er sein wahres Selbst. Das ist der Ausgang aus dem Labyrinth.

Das Hauptproblem dabei ist, dass er, von jedem Eindruck, jedem banalen Gedanken oder negativen Gefühl eingenommen, diese Aufgabe vollständig vergisst. Daher benötigt er „Wecker“ oder jene, die ihn aufwecken und ihn an diese Aufgabe erinnern werden. Das ist genau der Faden der Ariadne.